Foto von links: Ulf Thomas (LzO), Folker Hellmeyer (Solvecon-Invest GmbH) sowie Ralf-Olaf Meyer (LzO).
„Ich bin absolut ein Freund der Aktie“, so Folker Hellmeyer, Chef-Analyst der Solvecon-Invest GmbH, anlässlich einer Veranstaltung der LzO im Lokschuppen in Jever zum Thema „Märkte 2020“. Fundiert und mit einem enormen Hintergrundwissen gab er den knapp 90 Zuhörern Einblicke in die komplexe Welt der Finanzen. Was wird sich in den nächsten Jahren ändern? Kommen weitere Krisen auf uns zu?
Zuvor ging Ulf Thomas, Direktor Privatkunden der LzO im Landkreis Friesland, in seiner Begrüßung auf die expansive Geldpolitik der EZB und die daraus resultierenden niedrigen Zinsen ein. Nur sehr wenige Menschen würden nach seiner Aussage ihr Sparverhalten den niedrigen Zinsen anpassen. Er plädierte dafür, die eigene Anlagestrategie vor diesem Hintergrund zu prüfen und vermehrt andere Anlageformen in den Blick zu nehmen.
Hellmeyer hielt den USA vor, den eigenen Status der Vorherrschaft fortschreiben zu wollen. Deshalb versuche man, mit der Handelspolitik insbesondere China zu schwächen. „Doch damit schädigen sich die USA nur selbst“, führte Hellmeyer aus. Zölle von bis zu 30 Prozent auf ein Handelsvolumen von rund 500 Milliarden US-Dollar würden sich in erster Linie auf den eigenen Investitionsstandort negativ auswirken. Schließlich seien es die US-Unternehmen und die amerikanischen Verbraucher, die diese Last zu tragen hätten. China dagegen habe nach Aussage von Hellmeyer strukturell agiert und Import- sowie Exportzölle in hohem Maße gesenkt. Zudem seien Zugangsbarrieren zum chinesischen Markt liberalisiert worden. „Alle diese Maßnahmen erhöhen das potenzielle Wachstums Chinas und isolieren gleichzeitig die USA auf den Weltmärkten“, so Hellmeyer.
Zuversichtlich zeigte sich der Chef-Analyst hinsichtlich aufstrebender Länder wie zum Beispiel den BRICS-Staaten. Dazu zählen Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Sie stehen für rund 65 Prozent der Weltwirtschaft. Zudem stellen sie knapp 90 Prozent der Weltbevölkerung, kontrollieren circa 70 Prozent der Devisenreserven und wachsen im Durchschnitt mit mindestens 4 Prozent pro Jahr. Hellmeyer mahnte, dass sich Deutschland als exportorientierte Nation stärker an diesen Ländern ausrichten müsse. Die Aktien- und Rentenmärkte in diesen Ländern sah er als günstig an, da deren Bewertungsniveaus derzeit sehr attraktiv seien.
Nach einer langen Phase der Stabilität würde Europa nach Einschätzung Hellmeyers unruhigen Zeiten entgegengehen. So würde zum Beispiel der Brexit einen großen, überwiegend negativen Einfluss auf die EU, auf ihre Stellung in der Welt, auf ihre Politik und auf ihre Wirtschaft haben. Unabhängig davon bescheinigte er aber der Eurozone einen Erfolg im Vergleich mit großen Wirtschafträumen, wie den USA oder Japan im Hinblick auf die öffentlichen Haushalte und vieler anderer konjunktureller Daten. Vor diesem Hintergrund bewertete er auch die Aktienmärkte in Europa als interessant.
Zum Referenten:
Folker Hellmeyer hat am Finanzmarkt ursprünglich als Devisenhändler begonnen. Für Deutsche Bank und Helaba war er in Hamburg, London und Frankfurt tätig. Von 2002 bis 2017 war Hellmeyer Chefanalyst der Bremer Landesbank. Auch in der Solvecon Invest GmbH ist er als Chefanalyst für das Fundamental-Research und den Forex-Report zuständig. Daneben ist er regelmäßig als Experte in börsen- und finanzorientierten Fernsehsendungen zu sehen.
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